Als alter Italienfan war ich schon öfters dort, siehe z.B.
Neapel-Rom-Florenz-Bologna 2015.
Dieses Jahr wollte ich unbedingt Italien einmal komplett durchradeln, also vom
Brenner bis an die Südspitze, in diesem Fall den Stiefelabsatz, dort, wo
die Adria ins offene Mittelmeer übergeht. Die
diesjährige Tour dauerte vom 16. Mai bis zum 07. Juni 2024. Hinzu kam dann noch
eine Rückfahrt mit dem Zug in mehreren Etappen vom 07. bis zum 11. Juni. Die Gesamtstrecke belief sich auf rund 1.800 km.
(auf Kommot sind es etwas weniger, da die Strecke am Rechner erstellt wurde)
Wer Interesse an meinen anderen, ins Netz gestellten Touren hat, einfach zum
Ende der Seite scrollen.
Vorbemerkungen und Vorbereitungen
Auch diesmal
hatte ich keine Unterkünfte vorgebucht, da ich meine Reiseetappen zwar grob
vorplane, aber an einem Tag so weit und so lange zu radele wie ich lustig bin
oder auch mal gar nicht. Das gibt dann immer eine interessante
Übernachtungslotterie. Die Preise der Unterkünfte und deren Qualität standen wieder mal in keinerlei
erkennbarem
Zusammenhang.
Ich habe höchst preisgünstig in sehr guten Hotels übernachtet
aber auch einmal miserabel und teuer in einer Absteige in Bari. Die Rückreise
gestaltete sich etwas holprig, obwohl ich dieses Jahr in der Nebensaison gereist
bin. Das Wetter war mit zwei kleinen Ausnahmen durchgehend warm und sonnig. In
Baden-Württemberg und Bayern ging zur selben Zeit an einigen Orten die Welt
unter
Italien ist schön wie immer und da ich die Sprache ein bisschen beherrsche, wenn
auch nur auf Touristenniveau, konnte ich mich auch dort gut durchschlagen, wo
das Personal kein Englisch sprach.
Die italienischen Autofahrer sind deutlich besser als ihr Ruf. Auch auf den
Staatsstraßen hat mich niemand dumm angehupt. Das Einzige was einen wirklich
nervt ist die Tatsache, dass die Straßenränder häufig, um nicht zu sagen in
Regel, ziemlich vermüllt sind. Besonders gern werden von den Italienern dazu die
Haltebuchten auf Staats-straßen verwendet. Die Tatsache, dass das italienische
Frühstück nur süß ist und in der Regel nur aus einem Espresso oder Cappuccino
samt Croissont besteht, dürfte bekannt sein. Bestenfalls gibt es noch süße
Kuchenstückchen o. ä. dazu.
Ein Radwegenetz gibt es südlich von Verona praktisch nicht. Hin und wieder stößt
man zwar auf den Ciclovia Adriatica, als den Adriaradweg. Er taucht samt
dazugehöriger Beschilderung allerdings immer wieder genauso plötzlich auf wie er
auch wieder verschwindet. Im südlichen Bereich führte der Radweg sogar über eine
ehemalige Eisenbahnstrecke direkt an der Küste entlang, aber auch die hörte
unvermittelt wieder auf. Ohne Navi geht also nix!
Die Tour habe ich wie
immer mit Komoot
geplant und dann auf mein Handy geladen. Wie immer bei Navis sollte man das
Gehirn eingeschaltet lassen. Komoot wollte mich diesmal mehrfach schwer
veralbern
Der gesamte Streckenverlauf
Brenner- Santa Maria di Leuca - Lecce kann durch entsprechendes Anklicken angesehen
werden.
1.
Tag: Anreise mit dem Zug zum Brenner und Fahrt bis Brixen 50 km
Der Hinweg
mit der Bahn war unproblematisch. Von Stuttgart bis Innsbruck ging ein Railjet zum Bodensee und durch den Arlbergtunnel. Von Innsbruck fuhr ich
anschließend mit der S-Bahn hoch zum Brenner. Oben war es recht frisch, so ca. 12°.
Ich hatte glücklicherweise auch lange Radlerhosen und ein Fleece mitgenommen.
In
der Gegend der Franzensfeste fing es dann auch noch zu regnen an, hörte
aber kurz vor Brixen wieder auf. Mit Ausnahme eines Abend-gewitters in Modena einige Tage später war es das dann aber auch mit dem schlechten Wetter.
Im Übrigen war wettermäßig bella Italia angesagt.
Der Radweg vom Brenner bis Verona verläuft meistens
auf einer eigenen Trasse, teilweise auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke und
und ist wirklich prima
In Brixen habe ich in der
dortigen Jugendherberge (€ 53,00), die in einem wunderschönen alten, komplett
durchrenovierten Gebäude in der Nähe des Doms liegt, ein preiswertes
Einzelzimmer bekommen.
Brennerradweg
Brixen Dom
Einem gemütlichen Abendbummel mit
anschließender Einkehr und Südtiroler Essen stand dann nichts mehr im Wege
2.
Tag: Brixen -Trient
108 km
Weiter ging
es auf dem
ausgezeichneten Radweg vorbei an Bozen bis Trient. Die Eisack führte
ziemliches Hochwasser anklicken!
In Trient kam ich in dem recht ordentlichen Hotel Villa Fontana (€ 86,00)
unter und anschließend unternahm ich mit dem Rad einen abendlichen Bummel
durch die Stadt..
Trient hat eine sehr schöne Altstadt samt Dom und Domplatz sowie die sehr
beeindruckende Festung Buoncosiglio.
Trient Domplatz Trient Castello del Buonconsiglio
3.
Tag: Trient -
Verona 113 km
Der
Etschtalradweg führte mich am nächsten Tag bis Trient. Kurz vor Trient, genauer
gesagt vor Bussolengo, muss man dann recht steil aus dem Tal hochkraxeln,
fährt dort an einer kleinen Festung vorbei und dann weiter nach Trient.
In Bussolengo habe ich es nach einer kleinen Kaffeepause dann doch
tatsächlich geschafft, den eigentlich gut ausgeschildert Radweg zu verlieren und
wäre beinahe an Verona vorbeigefahren. In meinem Komoot-Routenplaner hatte ich
Verona nämlich aus Versehen auch links liegen gelassen! Ich habe das noch einigermaßen
rechtzeitig bemerkt und bin nach Verona abgebogen.
Den unfreiwilligen Umweg habe ich aus meiner Route entfernt.
Verona ist immer wieder eine Reise wert. Ich war zwar schon öfters dort, aber es
macht immer wieder viel Freude durch diese schöne Stadt zu bummeln.
Untergekommen bin ich im B&B Forever (€ 83,00), einem etwas schlichten
Etagenhotel. Aber man will ja nur einmal übernachten.
Verona Castelvecchio, Ponte Scaligero
Verona Portoni della Bra
Verona Arena
4.
Tag: Verona
- Mantua - Bagnolo San Vito 67 km
Am
nächsten Tag war dann Mantua angesagt. Auf dem Weg dorthin radelte ich
noch durch ein kleines Örtchen namens Villafranca di Verona. Dort
befand sich eine imposante Burg, die ich kurz besichtigte. Mantua selbst ist
auch recht schön anzusehen. Ich habe es jedoch bei einer Besichtigung der
Burg und der Innenstadt belassen und radelte weiter zu meinem Abendquartier in
einem kleinen Dörfchen namens Bagnolo San Vito. Der Ort ergab sich durch
Zufall, da dort mein Nacht-quartier, nämlich das ganz wunderbare B&B Martin Pescatore (75,00) war.
Es handelte sich um ein mit viel Liebe eingerichtetes
Landhaus vom Feinsten.
Der Eigentümer hatte gerade den Swimmingpool eingelassen
und wunderte sich,
dass ich mit Freude in das noch recht kalte Wasser sprang.
Mein Zimmer und das Badezimmer waren einfach nur eine Wucht und zum Frühstück
gab es von der Dame des Hauses selbstgebackenen Kuchen aber auch etwas Wurst und
Käse.
In
der einzigen, aber ausgezeichneten Pizzeria des Ortes traf ich abends ein
deutsches
Pärchen und einen weiteren Radler und wir haben zusammen gemütlich
nach dem
Castello Villafranca di Verona
Essen einige Gläschen Wein konsumiert. Ein rundum gelungener Tag!
Mantua
5.
Tag: Bagnolo San Vito
- Modena 73 km
Am späten Nachmittag des Folgetags kam ich in Modena an, bekannt
natürlich vor allem für seinen Balsamico Essig. Übernachtet habe ich im dortigen
Tiby Hotel (€ 83,00) und das komplette Kontrastprogramm zur vorigen Übernachtung
erlebt. Das Hotel war ein etwas in die Jahre
gekommener Siebzigerjahrebau. Als ich unter der Dusche stand und zum warmen bzw.
heißen Wasser Kaltwasser dazu mischen wollte, erlebte ich eine unangenehme
Überraschung.
Es gab nämlich kein Kaltwasser. Ich habe mich etwas verbrüht und
mich mühsam fertig gewaschen. Einschampooniert war war ich nämlich schon!
Ich habe das an der Rezeption reklamiert. Der ziemlich arrogante
Empfangschef nahm dies achselzuckend zur Kenntnis und hatte es nicht einmal
nötig sich zu entschuldigen. Von einem Preisnachlass ganz zu schweigen!
Modena
Dom Modena Domplatz
Der Tag
wurde dann noch dadurch gekrönt, dass prompt zu Beginn meiner Stadtbesichtigung
am Abend ein ziemliches Gewitter einsetzte und ich mich fröstelnd in ein Lokal
zum Abendessen rettete. Naja, es kann ja auch nicht alles klappen! Die in Modena
geschossenen Bilder sind auch entsprechend trübe.
6.
Tag: Modena
- Bologna 51 km
Da es am nächsten Tag nach Bologna nicht
so weit war, kam ich dort schon gegen Mittag an und fand in dem Etagenhotel Albergo Garisenda (€ 80,00) ein sehr schönes Zimmer mitten im Stadtzentrum.
Obwohl etwas teurer, gab es dort nur ein Gemeinschaftsbad, war mir aber egal.
Bologna gehört eindeutig wieder zu den sehr schönen Städten Italiens. Viele
Kirchen, prachtvolle Galerien und die imposanten Geschlechtertürme, von denen es
früher einmal fast 100 gegeben hat. Aktuell stehen nur noch drei. Diese Türme
waren reines Imponiergehabe nach dem Motto „wer hat den größten bzw. höchsten".
In den verschiedenen Geschäften gibt es Leckereien aller Art sowohl süß als auch
Pasta jeglicher Sorte und Meeresfrüchte. In dieser Stadt kann man sich so
richtig schön durch die italienische Küche schlemmen.
Bologna Hauptplatz
Bologna
Feinkostladen Bologna
Türme
7.
Tag: Bologna - Ravenna 91 km
Auf dem Weg nach Ravenna fuhr ich zunächst durch Imola, bekannt für seine
Formel-Eins-Rennstrecke. Am beeindruckenden war für mich die heiße Theke im
dortigen Supermarkt. Es gab dort wirklich nichts, was es nicht gibt.
Leckere Fleischgerichte, Pasta und Fischgerichte aller Art warm und kalt. Ich habe mir
dort richtig etwas gegönnt
und mein Mittagsmenue dann in der recht hübschen
Altstadt verzehrt.
In Ravenna angekommen fand sich eine Unterkunft im
ordentlichen Room & Breakfast d´Annuncio (€ 57,00) und dann ging's los zum
Abendbummel in die Stadt.
Ravenna war mal ein wichtiger römische Militärhafen und
lag ursprünglich direkt an der Adria. Später, also schon zur Zeit der Langobarden um 800, verlandete der Hafen.
Der alte Hafen von Ravenna wurde durch einen
Stichkanal mit der Adria verbunden und ist heute nur noch ein totes Hafenbecken. Die
Innenstadt ist schön anzusehen, eine tolle Festung gibt es auch und am
ehemaligen Hafen stehen Informationstafeln auf denen man sehen kann, wie dort bis
ca. 1920 der Hafenbetrieb lief. Inzwischen gibt es einen neuen Hafen an der Adria. Vermutlich dürfte den Hamburgern irgendwann ein
ähnliches Schicksal drohen.
Neben einem Grabmal Dantes gibt es auch das Grabmal Theodorichs des Großen zu besichtigen. Letzteres ist aber wohl
ein Fake, wie es neudeutsch so schön heißt.
Ravenna Innenstadt
La Rocca die Ravenna
Ravenna ehemaliger Hafen
8.
Tag: Ravenna - Rimini 62 km
Am nächsten
Tag traf ich dann am Lido di Classe erstmals auf die Gestade der Adria.
Wenige Kilometer weiter überquerte ich den Rubicon, den Caesar mit seinen
Truppen aus Gallien kommend einstmals auch überquerte und damit einen handfesten
Bürgerkrieg auslöste.
Tja und dann kam ich doch tatsächlich in Rimini an, einem der
weltberühmten italienischen Badeorte an der Adria. In den sechziger Jahren war
dort der erste Teutonengrill.
Im nahen Riccione hatte ich vor fast 60 Jahren (Schreck lass nach!) mit meinen
Eltern einen Badeurlaub verbracht. Meiner Mutter war es doch tatsächlich
gelungen, meinen Vater zu einem Urlaub in Italien zu überreden und prompt
krachte er beim Probeliegen in unserer kleinen italienischen Familienpension
durch das Bett und fühlte sich natürlich in seinen Vorurteilen über die
Italiener bestätigt. Auf der Straße wurde mein Vater von einem Einheimischen mit
der Anrede „gute Kamerad", gemeint war offensichtlich der zweite Weltkrieg,
angesprochen. Die Italiener war damals ganz scharf auf die Benzingutscheine, die
man in Deutschland erwerben konnte, um den damals teureren italienischen Sprit
als Tourist billiger tanken zu können. Tja, lang ist's her!
Da ich mich außerhalb der Saison befand, waren noch nicht einmal alle
Sonnenschirme am Strand aufgebaut. Die Hotelpreise sowohl dort als auch in
anderen Küstenstädten waren ausgesprochen günstig und ich konnte ohne teure
Eintrittsgebühren nach getaner Radtour abends noch jeweils schön am Adriastrand
liegen und ein bisschen relaxen.
In Rimini habe ich sehr preiswert und in Strandnähe im Hotel Europa (€ 27,00) Quartier genommen und mich dort an
den Strand gelegt. Und wie immer gab es etwas Neues zu entdecken.
Man kennt ja nur die Hotelbetonarchitektur am Strand. Tatsächlich hat Rimini
aber eine sehenswerte Altstadt inklusive einer Burg und einer alten
Römerbrücke.
Rimini Innenstadt
Rimini Castello
Rimini Römerbrücke
9.
Tag: Rimini - San Marino - Riccione 57 km
Am nächsten Tag wurde es spannend, denn sollte
hoch nach San Marino gehen. Die Bergfestung liegt zwar "nur" 749 m hoch.
Man darf aber nicht vergessen, dass ich in Rimini bei nur ca. 2 hm gestartet bin.
Bis an den Fuß des Bergmassivs ging es noch einigermaßen moderat nach oben. Dann
aber begann Komoot mich grob zu veralbern und wollte mich über eine Nebenstrecke
gefühlt senkrecht, tatsächlich mit vermutlich durchgehend etwa 15 % Steigung,
auf der Direttissima immer nach oben zur Bergfestung auf den Monte
Titano lotsen. Das habe etwa einen halben Kilometer mitgemacht, und mir dann
aber schleunigst quer zum Hang einen Weg zurück auf die Hauptstraße gesucht, die in
ordentlichen Serpentinen auf den Berg hochführt. Das Bergstädtchen ist eine
Wucht und dank Nebensaison war es auch noch gut zu besichtigen. Ich will gar
nicht wissen, wie es da in der Hochsaison aussieht. Ich denke da nur mit Grausen
an Carcassonne vor einigen Jahren in Frankreich. Wenngleich die Rückfahrt im
wesentlichen nur den Berg hinunter führen sollte, habe ich mir in romantischer
Kulisse mit Blick über die Ebene eine Pizza gegönnt und dabei den Akku etwas
nachgeladen.
San Marino
San Marino
San Marino
Die Abfahrt hinunter nach Riccione hat
sehr viel Freude gemacht, zumal es weiter unten auch nicht zwischendrin wieder
einmal nach oben ging. Auch hier habe ich Komoot allerdings ignoriert, bin nicht
irgendwelchen Nebensträßchen gefolgt sondern einfach auf der praktisch leeren
Landstraße flott dahin geradelt. In Riccione fand ich ein Zimmer im
Hotel Panoramic (€ 31,00) und begab mich dort wieder an den Strand. Die
abendliche Ortsbesichtigung entfiel, da es in Riccione nix zu besichtigen gibt.
Stattdessen habe ich mir wieder ein gutes Fischmenü gegönnt.
10.
Tag: Riccione - Ancona 97 km
Von Riccione ging es über
Cattolica zunächst bis Pesaro, einem recht
hübschen Städtchen. Auch hier habe ich ein ganzes Stück wieder Komoot ignoriert,
welches mich
einige Kilometer vor Pesaro in die Hügellandschaft schicken wollte.
Ich blieb einfach auf der SS 16, der nach Süden führenden Staatsstraße, auf die
ich immer wieder treffen sollte. Ab Cattolica nahm die Zahl Küstenbadeorte
übrigens signifikant ab.
Am frühen Abend rollte ich in der Hafenstadt Ancona ein, die sich
über etliche Hügel verteilt. Auch mein Hotel Milano (€ 70,00)
lag
steil oben an einem Hang und ich befürchtete zunächst schon, das Fahrrad eine
ellenlange Treppe hochtragen zu müssen. Glücklicherweise wurde das Hotel auch
bergseitig von einer Straße erschlossen und die Treppe hatte von dieser Seite
nur wenige Stufen.
Nach der üblichen Dusche ging es dann runter in die Stadt und zunächst zum
Hafen, in dem eine Riesenautofähre gerade ihre Fracht entlud. Unmittelbar am
Hafen befindet sich eine alte Festung und danach ging es rein in die Innenstadt,
die einige schöne Ecken hat. Dort gab es eine richtige
Restaurantmeile und es dauerte eine Weile, bis ich mich für ein Restaurant
entschieden hatte. Ich aß dort einen leckeren Meeres-früchteburger. Überhaupt habe
ich an der Küste fast nur Fisch gegessen.
Ancona
11.
Tag: Ancona - Lido di Fermo 65 km
Der Weg aus Ancona raus war
ziemlich hügelig und es ging eine ganze Weile weg von der Küste, die ich erst in
Numara wieder erreichte. Die Hügellandschaft war eine schöne Abwechslung,
nachdem es bis dahin doch meistens am Meer längs gegangen war. Nachdem ich am
Vortag fast 100 km geradelt war, wollte ich es etwas gemütlicher angehen lassen
und schon am frühen Nachmittag einen Badeort erreichen, den ich mit Lido di Fermo
dann auch fand. Unterwegs habe ich es dann doch tatsächlich geschafft, einen
Fahrradunfall zu produzieren. Eigentlich war der Radweg gerade und
völlig unproblematisch, aber eine Hecke rechts am Weg zog mich plötzlich magisch
an und dann half nur noch Absteigen mit Fallschirmjägerrolle nach links. Außer
zwei neuen Schrammen am Bein ist glücklicherweise nichts passiert. Schlagende
Studenten sammeln Schmisse im Gesicht und ich bei gefühlt jeder zweiten Fahrradtour
neue Narben am Bein. In Lido di Fermo checkte ich direkt am Strand im Hotel Lido
(€
71,00) ein. Das Hotel war so neu, dass sich der Frühstücksraum noch im
Rohbauzustand befand. Die Eigentümerin drückte mir einen Frühstücksgutschein für
eine benachbarte Bar in die Hand, in der es am nächsten Morgen den üblichen
Cappuccino mit einem Croissant gab. Außerdem gab sie mir den Code für das
Hofeingangstor und verabschiedete sich wieder. Den Code hatte ich dann prompt im
Zimmer liegen lassen und kam nach der Rückkehr vom Strand nur deswegen wieder
ins Hotel rein, weil zufälligerweise ein anderer Hotelgast durch das Tor auf die Straße
ging. Mein Handy hatte ich nämlich auch nicht dabei. Abends war dann Remmidemmi angesagt, denn auf
der Strandpromenade gab es ein Straßenfest, bei dem sich eine Imbissbude und ein
Bierstand an den anderen reihten. Ich habe da mal keinen Fisch gegessen sondern
bei einem Argentinier eine kleine gemischte Fleischgrillplatte, aber das war nach
dem vielen Fisch auch mal eine nette Abwechslung. Wie in Italien bei solchen
Gelegenheiten üblich, war es voll und laut.
12.
Tag: Lido di Fermo - Pescara 105 km
Am
nächsten Tag war dann Strecke machen angesagt. Unterwegs, es könnte bei San
Benedetto del Tronto gewesen sein, gab es noch eine Oldtimerrallye
(anklicken) mit lauter Fiat 500 bzw.
dem noch kleineren Topolino (Mäuschen) zu sehen. Ein Fiat 600 war 1961 das erste
Auto meiner Eltern. Mein Vater war ziemlich beleidigt, als eine Bekannte das
Auto als „Flohkiste" bezeichnete. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht mehr, wie
wir es damals mit drei Personen und Gepäck vom tiefsten Ober-franken nach
Hamburg geschafft hatten. 1963 folgte dann aber schon der berühmte und doch ewas
größere VW-Käfer.
Am Abend rollte ich dann in Pescara ein und fand Unterkunft im B&B Jolie
Center (€ 55,00), wieder einmal einem Etagenhotel, das ansonsten recht
ordentlich war.
Ich habe mich auch in Pescara am frühen Abend noch ein bisschen an den Strand
gelegt.
Pescara
Die Stadt selbst ist nicht so berauschend. Das imposanteste sind noch eine große
Brunnenanlage am Strand und eine elegant über die Hafeneinfahrt geschwungene
Fahrradbrücke.
13.
Tag: Pescara - Marina di Vasto 68 km
Am nächsten Tag
radelte ich
zunächst eine ganze Weile die Küste entlang. Etliche Kilometer vor Ortona
ging es dann von der Küste weg und rechts rein in eine Hügellandschaft.
Anschließend kurvte ich runter Richtung Ortona, landete schließlich auf einem
Schotterweg und dann war Schluss, nämlich Baustelle! Zugegeben, das konnte
Komoot nicht riechen.
Blöd! Der Weg war nämlich auch noch mit einem Bauzaun
abgesperrt. Ich hatte aber keine Lust, den ganzen Berg wieder hochzuradeln und
mir eine andere Strecke zu suchen. Also zwischen dem rechten Rand des Bauzauns
und einem Bach mühsam durchgeklemmt und weiter auf dem Schotterweg. Die
Bauarbeiter waren glücklicherweise ziemlich weit links im Gebüsch und haben mich
nicht gesehen. Es kam nämlich noch einmal ein Bauzaun, den ich kurz anheben
konnte. Unter einer Unterführung war dann endgültig Schluss, nämlich wieder ein
Bauzaun, diesmal fixiert. Nun, auf Details gehe ich hier nicht ein, aber ich war
froh meine Kombizange im Gepäck zu haben. Nachdem auch dieses Hindernis
überwunden war, stand ich plötzlich direkt an der Küste auf einem wunderschönen
Radweg, der auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse längs ging.
Das Stück hinter mir befand sich offenbar noch im Bau und deshalb der seltsame
Umweg über den Berg. Also mal wieder eine kleine Abenteuereinlage :-).
Wäre anders ja auch langweilig! Im Auto durch die Gegend fahren kann jeder! Ich
passierte Ortona und
radelte wenig später ein schönes Stück durch einen bewaldeten Naturpark, bevor ich am frühen
Abend, übrigens wieder auf einem kurzen Stück einer ehemaligen Eisenbahnstrecke,
in Marina di Vasto ankam. Am dortigen, ehemaligen Bahnhof endete der
Radweg auf der Eisenbahnstrecke auch mal wieder. Meine Unterkunft fand
ich im Hotel Venezia New Vasto
(€ 70,00). Ein kurzer Sprung in die
Adria musste sein und anschließend habe ich mir in einer Bar mit lauter
Einheimischen noch einen Cappuccino gegönnt und das echte Italien genossen. Touristen waren in diesem Ort
praktisch
keine zu sehen.
14.
Tag: Marina di Vasto - Marina di Lesina 88 km
Den
nächsten Tag musste ich leider fast überwiegend auf der mir schon bekannten SS
16 mit ihren eingangs erwähnten Müllablagerungen verbringen. Das war nicht so
reizvoll, ließ sich aber nicht vermeiden. Die einzige Abwechslung war ein
kleiner Abstecher nach Termoli, einem hübschen Küstenstädtchen. Ich war
froh, als ich die Staatsstraße in der Nähe von Lesina verlassen konnte und
rollte zunächst glücklich in Lesina ein, einem kleinen, hübschen Örtchen,
unmittelbar an dem dortigen Lagunensee gelegen. Es kam mir jedoch etwas spanisch
vor, dass an dem See nirgends Badestellen waren.
Auf Nachfrage sagte mir ein Einheimischer, dass Baden zwar nicht ausdrücklich
verboten sei, man aber besser nur mit einem Neoprenanzug ins Wasser gehen
solle!!!
Ehrlich gesagt war mir die Brühe auch ziemlich fragwürdig vorgekommen. Es half also
nix! Nochmal rauf aufs Rad und 13 km zurück nach Marina di Lesina, einem
kleinem Badeörtchen an der Adria gelegen, geradelt. Meine Unterkunft war dort
das Casale Villa Gulia (€ 40,00) ein ausgesprochen schönes, im mexikanischen
Stil eingerichtetes, kleines Hotel. Auch hier merkte man wieder die Vorsaison,
sowohl was den Preis des Hotels als auch die Tatsache betraf, dass von den
beiden Stränden bzw. Strandbars nur eine offen hatte. Das kühle Bier dort samt
einer Tüte Kartoffelchips habe ich nach der langen, heißen Tagestour
ausgesprochen genossen!
Termoli Festung
15.
Tag: Marina di Lesina - Rodi Garganico 63 km
Die Tour am nächsten Tag führte mich zunächst auf der Landseite des Lago di
Lesina und anschließend über einen schmalen Landstreifen, der den folgenden
Lago di Varona von der Adria trennt nach Rodi Garganico. Der
erwähnte Landstreifen war sehr angenehm zu radeln, da durch-gehend bewaldet. Rodi
Garganico entpuppte sich als hübsches und am Berg gelegenes Küstenstädtchen. Es
fand sich das kleine Hotel La Scogliera (€ 43,00) unmittelbar, nur nur durch
eine kleine Bahnlinie getrennt (es gab einen Bahnübergang!), an einem Sandstrand
mit schönen Felsen gelegen. Leider hatte ich am späten Nachmittag nicht
allzuviel Strandleben. Es zog nämlich ein heftiges Gewitter auf, sodass der
Rückzug ins Hotel angesagt war. Abends ging es dann durch die engen, steilen
Gassen hoch ins Örtchen und es fand sich ein schönes Restaurant mit Meerblick
auf meinen Strand.
Rodi
Garganico
Das Örtchen zeichnete sich
insbesondere dadurch aus, dass es neben pittoresken Gässchen viele Häuser mit
sehr schönen Wandmalereien hatte.
16.
Tag: Rodi Garganico - San Severo 67 km
Am
nächsten Morgen hatte ich glücklicherweise die Idee, mir noch einmal in Ruhe die
anstehende Tagestour durch den Gargano anzusehen.
Ich hatte mit über "den Gargano" bei der Planung der Tour aus irgendwelchen
Gründen nicht weiter den Kopf zerbrochen. Italienische Bekannte hat mir immer
nur von der Gegend vorgeschwärmt. Entsprechend hatte ich die ursprüngliche Tour
durch den Gargano, anschließend entlang der dortigen Küstenörtchen und dann nach
Foggia geplant.
Oha!!! Das wäre gewaltig schief gegangen. Der Gargano ist nämlich nicht
irgendein Naturgebiet sondern ein veritables Mittelgebirge mit bis zu 700
Höhenmetern. Im Gargano selbst gibt es so gut wie keine Orte und wie üblich in
Mittelgebirgen geht
es ständig bergauf und bergab. Ich hätte also keinerlei Möglichkeiten zum
Zwischenladen meines Akkus gehabt und wäre dort irgendwo im Nirgendwo hängen
geblieben! So sportlich, dass ich solche Strecken ohne "E" fahre, bin ich mit
meinen fast 70 Jahren dann
doch nicht mehr.
Nachdem ich meinen Irrtum bemerkt hatte, half es also nix! Ich musste, auch wenn
ich dies äußerst ungern mache, die Vortagestrecke fast vollständig zurückfahren,
um dann außen um den Gargano rum, in diesem Fall über San Severo, nach Foggia zu radeln. Nicht
genug, dass ich die Strecke zurückfahren musste. Ich hatte die gesamte Strecke
einen heftigen Gegenwind um nicht zu sagen beinahe Sturm. In Folge dessen kehrte
ich in Apricana in einem Lokal zum Mittagessen ein, um dort meinen
Akku nachzuladen. Gegen Abend kam ich dann ziemlich geschafft und enerviert in
San Severo an. Das dortige Hotel, das Palazzo Giancola (€ 50,00) am
Bahnhofsplatz, war vom Feinsten und allerdings auch das Beste am ganzen Ort. Die
Innenstadt war ziemlich trist. Im Gegensatz zu sonstigen italienischen
Gepflogenheiten war dort abends nichts los. Es gab auch keine attraktiven
Lokale. Jedenfalls habe ich trotz intensiver Erkundung mit dem Fahrrad nichts
gefunden. Ich bin dann tatsächlich zum dortigen Lidl gefahren, habe mich dort
mit italienischen Spezialitäten und Wein eingedeckt und im Hotelzimmer zu
Abend gegessen.
Dieses Kaff war sozusagen der touristische Tiefpunkt meiner Reise. Deswegen gibt
es hier auch keine Bilder!
17.
Tag: San Severo - Foggia - Cerignola 83 km
Foggia
stand nur deshalb auf meinem Reiseplan, weil ich ohnehin dort unten war und es
sich um die Partnerstadt Göppingens handelt. Auf den "kleinen" Umweg durchs
Landesinnere kam es da nicht an. Es ging über viele
recht schlaglochübersäten Nebensträßchen und Feldwege, bis ich schließlich gegen
Mittag in Foggia ankam. Ich radelte ein bisschen kreuz und quer durch die
Stadt, die, sagen wir mal, mittelprächtig war und machte auf einem Platz mit
vielen Statuen in der Innenstadt meine Mittagspause. Im angrenzenden, praktisch
leeren Stadtpark wollte ich auf einer Bank ein Mittagsschläfchen machen. Von der
Bank hat mich aber sofort ein übereifriger Polizist verscheucht. Also rauf aufs
Rad und weiter.
Schließlich landete ich dann in
Cerignola, die für die Größe der Stadt einen beeindruckenden Dom hatte. Meine Unterkunft war das ordentliche
B&B
Piazza Duomo (€ 50,00).
Foggia Piazza Umberto
Giordano
Cervignola Dom
Dem Namen
kann man entnehmen, dass ich am nächsten Morgen recht früh aus dem Bett geläutet
wurde. Abends bummelte ich durch die zwar sehr verkehrsbelastete aber sonst doch
recht hübsche Innenstadt, suchte mir ein Lokal aus und bummelte anschließend
noch durch den Stadtpark, in dem wieder richtig schönes, italienisches Leben
herrschte.
18.
Tag: Cerignola - Castel Monte - Andria 69 km
Am
nächsten Tag stand endlich das Castel Monte auf dem Programm, das Schloss
Kaiser Friedrichs II., das ich als alter Burgenfan unbedingt einmal in echt
gesehen haben musste. Auch hier war der Tourenvorschlag Komoots nicht sonderlich
geistreich, wenn man eine Software denn überhaupt als intelligent bezeichnen
will. Ich rede hier noch nicht von KI. Planerisch sah es sehr schön aus. Die
Route ging auf der Karte nämlich nach einer Weile schön geradeaus. So etwas
deutet immer auf eine stillgelegte Eisenbahnstrecke hin. Tatsächlich war es aber,
wie ich dann feststellte, ein schnurgerader Feldweg Berg und Tal mitten durch
die Weinberge. Also improvisiert und stattdessen die dort einmal hervorragenden
kleinen Landsträßchen genommen.
Als der Monte in Sichtweite kam und es recht flott bergauf gehen sollte, brachte
mich der Blick auf den Ladezustand meines Akkus etwas ins Schwitzen (und dabei
war es eh schon heiß!). Die Burg liegt zwar "nur" ca. 530 m hoch, aber ca. 250
hm vom Fuße des Berges sind viel, wenn der Akku leer zu werden beginnt. Ich bin
dann ganz vorsichtig nur in der ersten Unterstützungsstufe nach oben geradelt
und habe zwischendrin auch ein bisschen geschoben. Das hat dann auch
funktioniert. Das Schloss steht wirklich grandios auf seinem Burghügel. Es wurde
um 1250 erbaut. Eine militärische Funktion hatte es nie und offenbar wurde es
auch innen nicht vollständig fertig gebaut, ähnlich wie Herrenchiemsee. Es
sollte wohl ein reiner Repräsentationsbau sein. Eine aufwändige und teure
Angelegenheit, wenn man bedenkt, dass das damals alles Handarbeit war!
Castel del Monte
Die Abfahrt nach Andria, meinem nächsten
Übernachtungsort, hat dann viel Freude gemacht. Man konnte es richtig laufen
lassen! Weiter, also bis zur Küste, wollte ich an diesem Tag nicht mehr radeln.
Es soll ja ein Radurlaub sein und kein olympischer Wettbewerb! Andria hat auch
eine historische Altstadt und meine Unterkunft fand sich im sehr ordentlichen
B&B Fornacio (€ 58,00). Beeindruckend an diesem Etagenhotel war die wirklich
imposante Eingangshalle mit einem sehr schönen Treppenaufgang.
Abends war dann wie immer der Stadtbummel angesagt und es fand sich eine Restaurantmeile, auf der flaniert wurde was das Zeug hält. Es macht
dann immer viel Freude draußen zu essen und den Vorbeischlendernden zuzuschauen.
19.
Tag: Andria - Bari 93 km
Am nächsten Tag erreichte ich in Trani
zunächst wieder die Adriaküste und radelte bis Bari. Es ging dort meistens auf
einem parallel zur SS 16 verlaufenden Sträßchen längs. Das Problem war nur, dass
dieses Sträßchen ca. zwei 3 km vor Bari aufhörte bzw. nach einem kleinen
Kreisverkehr weit weg von Bari führte. Da stand ich nun. Neben mir die
vierspurige SS 16, mit Leitplanken abgeriegelt und Verkehr wie auf einer
Autobahn. Die Lösung war dann eine ziemlich marode Fußgängerbrücke, die vor mir
über die SS 16 führte. Also Gepäck runter, Fahrrad über die Brücke getragen und
auf der anderen Seiten ging es dann auf einem kleinen Parallelsträßchen weiter
nach Richtung Bari.
Da war dann auch wieder plötzlich Schluss, aber mit etwas Improvisationstalent
und einen kurzen Weg durch das Gebüsch fand sich dann die Fortsetzung in die
Stadt.
Ein wenig Pfadfindertum muss bei meinen Touren immer sein!
Bari ist einfach eine Wucht! Die Stadt hat mir von den Städten im Süden am
besten gefallen. Sie hat eine imposante Festung, eine sehr schöne Altstadt mit
verwinkelten Gässchen, natürlich etlichen Kirchen und eine direkt angrenzende
"Neustadt" mit prachtvollen, großen Bauten aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Nach einer ersten kleinen Stadtrundfahrt habe ich mich dann an die
Hafenpromenade gesetzt und mir in Bookingcom ein Hotel gesucht gebucht.
Anschließend habe ich auf Google Maps geguckt wo es liegt und stellte fest, dass
es außerhalb der Stadt liegt. Toll dachte ich mir, da haben Sie ja ganz schön
gemogelt von wegen „in der Stadt"!
Na gut sagte ich mir, lege ich mich eben erst
gemütlich an den Strand und fahre dann ins Hotel. Gesagt getan. Am frühen Abend
radelte ich dann zu meinem vermeintlichen Hotel in Triggiano! Dort landete ich in der
Altstadt vor einer heruntergekommenen Anwaltskanzlei. Von Hotel nix zu sehen!
Schreibenkleister, dachte ich mir. Es wurde schon sehr dämmerig.
Ich noch mal auf Google Maps nachgeguckt und festgestellt, dass ich zwar die
richtige Straße eingegeben hatte, aber aus Versehen in Triggiano, also etwa 12
km außerhalb von Bari und nicht in Bari! Na, so viel Schusseligkeit muss
bestraft werden! Ich also rauf auf´s Rad und mit Vollgas in die Dunkelheit
hinein zurück nach Bari gebretzelt.
Den Hotelinhaber hatte ich angerufen und mitgeteilt, dass es etwas später wird.
Gegen 21:30 Uhr kam ich dann endlich an und brachte mit Mühe und Not mein
Fahrrad im Kellerabgang unter, nachdem sich der Hotelinhaber hatte erweichen
lassen.
Gott sei Dank fand sich dann nach dem Duschen ein paar Straßen weiter noch edles
Lokal, in dem ich mich mit einem Steak und einem Vino getröstet habe. Die
eigentlich für den Abend geplante Stadtbesichtigung war ins Wasser gefallen!
(Die unfreiwllige "Spritztour" nach Triggiano habe ich aus der
Streckenbeschreibung rausgenommen.)
20.
Tag: Bari - Torre Santa Sabina 96 km
Ab Bari ging es zunächst noch durch einige kleinere Örtchen,
unter anderem auch das recht hübsche Mola di Bari. Anschließend
verlief die Strecke mehr oder weniger parallel zur Küste und
öfters auch wieder auf der mir schon hinlänglich bekannten SS 16. So nach ca.
60, 70 km hätte es eigentlich gut sein können, aber es lag einfach kein Städtchen
mit Strand auf der Strecke.
So wurde es schließlich dann doch eine längere Etappe, bis ich in dem kleinen
Badeörtchen Torre Santa Sabina landete. Der Badeort hatte nur
wenige Häuser und auch nur einen kleinen Strand. Dafür hatte dieser kleinen Ort
ein wirklich schönes Hotel, nämlich das Hotel Corolla (€ 51,00), das mir für die
Nacht eine Unterkunft bot.
Nach dem Sprung in die Adria ging´s abends
in ein Restaurant am Strand, in dem ich eine große Meeresfrüchteplatte gegessen
habe. War recht lecker, wenngleich für mich als Laien die Garnelen etwas
schwierig auseinanderzunehmen waren. Die kleinen Tintenfische kann man ja auch
mal essen, aber meine Leibspeise sind sie nicht!
Neben dem Restaurant stand der Torre, also wohl ein ehemaliger
Leuchtturm aus mittelalterlicher Zeit, der dem Ort den Namen gegeben hat.
Mola di Bari
21.
Tag:Torre Santa Sabina - Brindisi - Lecce 84 km
Am nächsten Tag ging es zunächst weiter nach Brindisi.
Ich kam dort am späten Vormittag an und bin ein bisschen kreuz und quer durch
die Stadt geradelt. Es gibt eine alte Festung, in der heute noch ein
italienischer Marinestützpunkt ist, aber ansonsten fand ich die Stadt nicht so
toll. Ich habe auf einem Platz mit einem Brunnen eine kleine Pause gemacht und
die Stadt dann wieder verlassen. Zunächst kam ein Industriegebiet und auch die
weitere Landschaft war ein bisschen trist. Wäre ja aber auch blöd, wenn alles
toll wäre. Dann könnte man die Highlights ja gar nicht richtig genießen! Komoot
habe ich auf diesen Streckenstück auch wieder mal ignoriert, denn das System
wollte mich ständig auf holprige Feldwege schicken. Dabei waren die
Landsträßchen, die ich dann befahren habe und die nur wenige Kilometer mehr
ausmachten, völlig leer! Die Gegend war überhaupt so leer bzw. dünn besiedelt,
dass sich partout kein Örtchen fand, in dem man eine Mittagspause hätte machen
können. Zu meiner großen Freude tauchte dann aber wie eine Fata Morgana eine
Tankstelle auf und das kühle Bier zusammen mit einem Würstchen in einem
Blätterteigmantel haben geschmeckt wie ein Festmenü!
Am frühen Abend erreichte ich Lecce und quartierte mich im dortigen B&B MammaSi (€ 53,00) ein. Lecce ist ebenfalls eine ausgesprochen schöne Stadt. Es gab
mal wieder eine imposante Festung, diesmal Karls V., zu besichtigen. Reste eines
römischen Amphitheaters sind auch vorhanden und die Straßen und Gassen der
Altstadt haben wieder viel schönes, italienisches Flair. Im Zuge meines erstens
Erkundungsbummels durch die Stadt fand sich auch ein Restaurantquartier. Abends
ging ich in eines dieser Lokale und ich hatte am Tisch ein nettes Ehepaar, mit dem
ich mich gut unterhalten habe. Die Ehefrau hatte eine italienische Mutter und
deren Italienisch klang natürlich völlig anders als meins :-) !
Der anschließende nach Bummel durch die Stadt machte viel Freude. Wie meistens
in Italien ist um diese Zeit dann richtig Leben in der Bude bzw. Stadt.
22.
Tag: Lecce - Tricase 83 km
Am nächsten Morgen ging es zunächst einmal zurück zur Küste.
Kurz nach Lecce passierte ich ein kleines Dorf namens Acaya in dem
unvermittelt eine Burg auftauchte.
(Ja ja, ich weiß schon, immer diese Burgen :-) ) Zurück an der Küste
konnte ich an einem Strand Kitesurfer beobachten, die beeindruckend über die
Wellen jagten.
Danach hörte der Strand auf und die Adriaküste wurde durchgehend felsig. Das
Küstensträßchen war kaum befahren und der Blick auf die Adria mit ihrer
Felsenküste war einfach nur noch beeindruckend!
Acaya di Roca
Küste
Castello Otranto
Gegen Mittag kam ich in Otranto an, einem hübschen Küstenstädtchen mit –
man ahnt es schon - wieder mal einer trutzigen Burg. In Sichtweite der Festung
lag eine Pizzeria und ich habe mich dort erst mal gestärkt.
Weiter ging es entlang der wirklich wunderschönen Felsenküste. Die Sache hatte
nur einen Haken: Es fand sich partout kein Badeörtchen mehr. Die Orte lagen
immer steil an der Küste und keine Spur von Strand oder ähnlichem. Ich hatte die
Hoffnung fast schon aufgegeben, als ich am sehr späten Nachmittag in Tricase
Porto einrollte und dort tatsächlich eine kleinen Felsenbucht mit einen
Minisandstrand fand.
Also nach dem heißen Tag in einer Bar erst mal ein kleines Bier getrunken und
dann nichts wie hin zum Ministrand, das Fahrrad abgesperrt und rein in das
kristallklare Wasser!
Am Abend ging es dann ziemlich den Berg hoch nach Tricase.
Das Örtchen war innen auch recht hübsch. Es störten nur die vielen
aufgerissenen Sträßchen, die es etwas schwierig machten, das mithilfe von Booking kommen gefundene
Hotel Adriatico (€ 65,00) zu erreichen. Auch das habe
ich schließlich geschafft. Auf eine ausführliche Besichtigung des Örtchen
verzichtete ich und suchte eine um die Ecke des Hotels liegende Edelpizzeria auf. So
ging wieder ein schöner Tag zu Ende.
23.
Tag: Tricase - Santa Maria di Leuca - Lecce 100 km und Zugfahrt nach Bari
Am nächsten Morgen ging es zurück zur Küste und dem Ziel
meiner Reise, dem italienischen Stiefelabsatz in Santa Maria di Leuca entgegen.
Auch an diesem Vormittag konnte ich mich noch einmal an der schönen Felsküste
und der tiefblauen Adria erfreuen um dann gegen Mittag in Santa Maria di
Leuca einzutreffen.
Ein zwei Zielfotos mussten natülich sein und dann habe ich in einem
netten Lokal direkt am Wasser meine Mittagspause gemacht.
Am Ziel angekommen stellte sich die Frage, was nun?
Wie meistens auf meinen
Reisen hatte ich noch einige Tage übrig.
Ich beschloss zurück nach Lecce zu
radeln und mit dem Zug zurück nach Bari zu fahren. Dort wollte ich mir dann in Ruhe die Stadt anschauen, nachdem das auf der Hinfahrt nicht so ganz
geklappt hatte.
Also rauf aufs Rad und los ging es noch einmal! Dummerweise hatte ich an diesem
Tag noch einmal reichlich Gegenwind und es war klar, dass ich mit meiner
Akkuladung nicht bis Lecce kommen würde. Also Ohren angelegt und durch!
Nebensträßchen ersparte ich mir weitgehend
und kam dann am späten Nachmittag in
Galatina an.
Santa Maria di
Leuca
Um diese Uhrzeit eine offene Bar zu
finden war nicht so einfach. Schließlich fand sich aber eine im Zentrum direkt
am Platz der dortigen Basilica. Die hatten dort zum Bier auch leckere kleine
Häppchen und so konnte ich nicht nur meinen Akku sondern auch mich ein wenig
"nachladen".
Auf dem Platz stand eine übrig gebliebene Maschine der "Frecce Tricolori", einer
ehemaligen italienischen Kunstflugstaffel. Im August 1988 hatten sie auf der US
Airbase Ramstein eine Kunstflugshow dargeboten, die leider fürchterlich schief
ging. Eines der Flugzeuge stürzte ab und raste mit einem Feuerball in die
Zuschauermenge. Es gab etwa 70 Tote und mehr als 1000 Verletzte. Ich fand
dieses Ausstellungsstück schon etwas makaber!
Mit aufgefrischtem Akku fuhr es sich dann doch deutlich entspannter weiter nach
Lecce und am dortigen Bahnhof endete dann meine wirklich schöne Radtour durch
ganz Italien.
Abends checkte ich dann in
Bahnhofsnähe wieder einmal in einem Etagenhotel, der Pensione Romeo (€ 75,00 o.F.) ein. Mein Zimmer war eine absolute Unverschämtheit! Es stank fürchterlich
nach Desinfektionsmitteln und ließ sich nicht lüften. Auch sonst war die Bude
völlig heruntergekommen. So ähnlich stelle ich mir Absteigen auf der Reeperbahn
vor.
Nun ja, Hauptsache ein Bett. Abends um acht hat man keine Lust mehr, auf
Hotelsuche zu gehen.
Lecce Bahnhof
24. -
26. Tag:
Bari und Rückreise nach Verona
Nachdem ich in einer Bar um
die Ecke am nächsten Morgen gefrühstückt hatte, ging ich frohgemut zum Bahnhof,
um meine Tickets nach Hause zu kaufen. Leider klappt das nicht so, wie geplant.
Am nächsten Tag war überhaupt kein Fernzug nach Verona, meiner geplanten
Zwischenstation, zu haben. Eine entsprechende Fahrkarte bekam ich erst für den
übernächsten Tag. Fernzüge nach Deutschland, also mit Fahrradstellplatz, waren
überhaupt nicht zu buchen. Stattdessen war ab Verona bummeln mit einer
Regional-bahn bis zum Brennerpass angesagt. Reisen mit Fernzügen mit dem Fahrrad
sind inzwischen echt ein Problem. Spontan geht überhaupt nichts mehr. Man muss
alles ewig vorbuchen. Wenn ich bedenke, dass ich vor Jahren problemlos in
Florenz für den nächsten Tag einen durchgehenden Nachtzug bis München hatte
buchen können, oder in Frankreich einst spontan mit zwei TGVs von Saint Nazaire
über Paris bis Frankreich reisen konnte....
Nun ja, Bari wollte ich mir ohnehin noch einmal angucken und so war eben zwei
Tage lang Stadtbesichtigung mit Strandbesuch angesagt.
Auch der abendliche Bummel durch die Stadt machte wieder viel Freude. Bari ist,
wie schon weiter oben erwähnt, einfach schön!
Ein lustiges Erlebnis hatte ich auch noch: Ich hatte abends in einem netten
Lokal etwas zu essen bestellt. Bedient wurde aber vor mir ein Ehepaar am
Nachbartisch, welches nach mir gekommen war. Ich kenne da ja nix! Ich habe mich
beschwert und man hat sich immerhin wortreich entschuldigt! Später kam dann noch
der Oberkellner und hat sich ebenfalls entschuldigt. Ich habe ihm dann gesagt,
dass man in Deutschland in solchen Fällen beim Italiener als Entschuldigung einen Grappa bekommt!
Nach wenigen Minuten kam er mit einem ausgezeichneten Limonenlikör zurück. Ich habe mich
bedankt und "Pace!" gesagt. Einige Minuten später kam der Chef persönlich vorbei hat mir noch mal
einen Likör eingeschenkt.
Und jetzt kommt's: Da das Lokal o. k. war, war ich am nächsten Abend wieder da
und als mich der Chef erkannt hatte, gab's noch mal ein Likörchen! :-)
Zwischendrin habe ich noch für eine Nacht das Hotel in Bari gewechselt. Direkt
auf der anderen zur Flurseite war nämlich das Etagenhotel Costa (€ 75,00).
Obwohl im gleichen Haus, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das Hotel war sehr
sauber und ordentlich.
Die Fahrt am nächsten Tag nach Verona mit Umsteigen in Bologna verlief dann
erfreulich glatt. Es war auch schön, die all die Landschaften an sich vorbeigleiten zu sehen, durch die ich Tage zuvor geradelt war.
Abends checkte ich im Guesthouse Easy Suites (€ 75,00 o.F.) in Verona, ganz in
der Nähe der Arena, ein.
Auch in Verona kann man einmal mehr rumbummeln und ein passendes, gemütliches
Lokal an der Etsch, in dem es richtige Spaghetti Carbonara gab, hatte ich schon
auf der Hinfahrt ausfindig gemacht
27. Tag: Zugfahrt
Verona-Göppingen
Zunächst war, wie schon erwähnt, ein Bummelzug
bis zum Brennerpass angesagt. Vom Brenner runter bis Innsbruck ging es dann mit
der S-Bahn und dort hat mir eine nette Mitarbeiterin der ÖBB im Hauptbahnhof
doch tatsächlich eine Heimfahrt nach Göppingen noch für den gleichen Tag
zusammengebastelt. "Zusammengebastelt“ ist wirklich der passende Ausdruck. Es
ging mit der Bummelbahn zunächst bis München Ostbahnhof. Dann mit der S-Bahn in
München zum Hauptbahnhof, von dort mit einem ICE bis Ulm und dann mit dem
Regionalexpress bis Göppingen. Die Deutsche Bahn war ausnahmsweise einmal
pünktlich! So kam ich dann tatsächlich zwar spät, aber immerhin noch am gleichen
Tag zu Hause an.
Tja und das
ist dann mein Bericht über die wirklich sehr schöne Tour durch ganz Italien.
Wer mir
etwas zu dieser Seite schreiben will, kann gerne eine
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